THEOLOGIE DER MINDERHEIT IN DER SPÄTANTIKE
POST-DOC-PROJEKT VON DR. MARIA LISSEK
Das interdisziplinär angelegte Forschungsprojekt hat zum Ziel eine Theologie der Minderheit in der Spätantike zu erarbeiten. Die Arbeit geht aus historisch-theologischer Perspektive der Frage nach dem Umgang, Vorkommen und der Bedeutung von Minderheiten in der älteren christlichen Geschichte nach. Auf diese Weise wird ein Forschungsfeld für das Fach Historische Theologie mit einem Schwerpunkt in der älteren Geschichte des Christentums und der interreligiösen Begegnungen erschlossen, das Grundlagen für die Anwendung in anderen Epochen der christlichen Tradition bietet. Der thematische Fokus liegt dabei auf religiösen, geschlechtlichen und sich in der Lebensform von der Dominanzgesellschaft unterscheidenden Minderheiten innerhalb und ausserhalb der christlichen Tradition. Dazu werden die Ansätze der historischen Minderheitenforschung (S. Jersch-Wenzel), der sogenannten Vorstellungsgeschichte (H.-W. Götz), postkolonialer, Gender, Queer und Trans Studien rezipiert. In drei Bereichen werden Minderheiten fokussiert: (1) «Das» Christentum als Minderheit (christliche Minderheit im spätantiken Gaza sowie die Märtyrer_innen von Palaestina), (2) Das «katholische» Christentum als Mehrheit (Ebioniter_innen und Sarazener_innen), (3) «Minderer Status» innerhalb der christlichen Dominanzgesellschaft (Eunuchen und männliche Asketinnen). Aus den Untersuchungen der Fallbeispiele wird eine Theologie der Minderheit in der Spätantike mit entsprechendem methodischem Vorgehen formuliert. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen im letzten Schritt Impulse für den (christlich-)theologischen Umgang mit Minderheiten in der Gegenwart formulieren.